Interkulturelle Bildung -
für ein besseres Verständnis

Wer mit Menschen aus anderen Kulturen zusammenarbeitet, weiß, wie wichtig das gegenseitige Verständnis ist. Wir fördern die interkulturelle Bildung aktiv und unmittelbar verknüpft mit dem Sprachlernen.

Photo by Fernando @cferdo

Der versteht mich nicht!

„Ich habe alles genau so gemacht, wie die Chefin gesagt hat und trotzdem war sie unzufrieden. Ich verstehe einfach nicht, was sie meint!"

„Man kann dem Azubi alles zehnmal sagen, und er kapiert es trotzdem nicht!"

Solche oder ähnliche Sätze fallen, wenn Erwartungshaltungen enttäuscht werden. Auch im Zusammenhang mit Arbeitsfördermaßnahmen für Menschen mit Migrationshintergrund kann dies häufig geschehen. Dabei sind nicht immer sprachliche Probleme die Ursache für Missverständnisse. Wir alle sind durch unseren kulturellen Hintergrund geprägt. Wer hatte nicht schon mal mit der unterschiedlichen Auffassung von Pünktlichkeit zu tun? Für den Einen ist der Begriff wörtlich zu nehmen, also Punkt 20 Uhr. Für den Anderen gilt als pünktlich alles bis 20:15 Uhr. Und für den Dritten existiert 20 Uhr überhaupt nicht, weil er nur 8 Uhr kennt. Hier kommt interkulturelle Bildung ins Spiel. Sie kann das gegenseitige Verständnis maßgeblich verbessern. So ist interkulturelle Bildung eine Voraussetzung auf dem Weg zu einer erfolgreichen Integration in den Arbeitsmarkt. Das ist praktisch gar nicht so schwer umzusetzen.

Interkulturelle Bildung beginnt mit Fragen

Wie nehme ich Menschen aus einer anderen Kultur wahr? Wie nehmen sie mich wahr? Wie sehr bin ich durch meine eigene Kultur geprägt und merke ich das überhaupt? Wie ist das bei den Anderen?

Eine offene Haltung und die Bereitschaft auch über die eigenen Erwartungen und deren Hintergrund nachzudenken ist die Grundlage interkultureller Bildung. Sie ist die Basiskompetenz für einen respektvollen und erfolgreichen Umgang miteinander – auch wenn man sich zunächst fremd ist. Interkulturelle Bildung bedeutet nicht, dass man die Werte der anderen teilt. Ohnehin sind die Gesetze in Deutschland nicht verhandelbar. Aber offen zu fragen ist der Anfang jeder Begegnung auf Augenhöhe. Wie sieht das in der Praxis aus? Wie kommuniziert man erfolgreich, auch wenn man viele Vorstellungen nicht teilt?


Der erste Schritt ist sicherlich, spezielles Wissen über diese Situationen zu haben. Dazu kommt die Erprobung interkultureller Kompetenzen in der sozialen Interaktion, in der die eigenen Vorstellungen und Routinen infrage gestellt werden. Das Nachdenken über eigene Haltungen ergänzt solche Übungen, und dabei muss jede und jeder selbst überlegen, was einem wie wichtig ist. Wenn jede und jeder Einzelne mit seinen individuellen Vorkenntnissen und Fähigkeiten wahrgenommen und einbezogen wird, kann eine Begegnung entstehen, in der die Lernenden selbst einen Beitrag erarbeiten können. Was bringen die Lernenden mit, was können sie beitragen, wie können sie die Perspektive erweitern, welche Haltungen müssen sie für die Berufsqualifizierung erwerben?

Erfolgreich interkulturelle Kompetenzen vermitteln

Interkulturelle Kompetenzen umfassen Wissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten sowie Haltungen. Wenn es um handlungsorientiertes Lernen geht, bietet die Szenariendidaktik, den idealen Rahmen. Die Lernenden sind gefordert, gemeinsam und auf gleicher Augenhöhe konkrete Aufgaben zu meistern und Lösungsansätze zu erarbeiten. Jeder bringt seine eigenen Fähigkeiten, sein Wissen, seine Erfahrungen ein und baut sie ständig weiter aus. Dabei werden sich unterschiedliche Ansichten, Routinen und Wahrnehmungsmuster zeigen. Berufsbezogen kann das heißen: Hat die Kollegin als Frau das gleiche Mitspracherecht, wie der Kollege? Soll man auf Fehler aufmerksam machen, oder wird man dafür bestraft? Ist das Stellen von Fragen peinlich oder zeugt es von Motivation? Unterschiedliche Normen und Werte zu thematisieren, die typischen Haltungen von Professionalität anzusprechen und zusammen einen Weg auszuhandeln, sind entscheidende Schritte zur Entwicklung interkultureller Kompetenzen. Um in Deutschland erfolgreich in einen Beruf einsteigen zu können, müssen die Lernenden die Standards deutscher Professionalität zunächst einmal kennenlernen. Sie systematisch vorzustellen und an konkreten Beispielen zu verstehen, ist der erste Schritt. Dabei lassen sich auch fachspezifische Themen aufgreifen. So lässt sich mit Hilfe der Szenariendidaktik etwa nachvollziehbar machen, warum Sicherheitsauflagen in einer Werkstatt für alle verbindlich sind und tatsächlich eingehalten werden müssen. Ebenso kann z.B. die angemessene Kommunikation mit Pflegepatienten geübt werden oder der korrekte Umgang mit Restaurantgästen. Das Transferpotential auf beliebige fachspezifische Situationen ist enorm. 

Interkulturelle Bildung in Ihrer Arbeitsfördermaßnahme

Für den Erfolg von Arbeitsfördermaßnahmen ist interkulturelle Bildung unverzichtbar. Unser speziell für diese Aufgabenstellung entwickeltes Konzept erlaubt es Trägern und Lehrkräften, im Rahmen ihrer Maßnahmen zielgerichtet und passgenau interkulturelle Kompetenzen zu vermitteln. Dazu stellen wir Ihnen eine umfangreiche und stets aktualisierte Bibliothek mit vielen Beispielen aus verschiedenen beruflichen Kontexten zur Verfügung. Zusätzlich halten wir zahlreiche Szenarien und methodische Tipps bereit, die eine Umsetzung des Konzeptes ebenso leicht wie auch sicher in der Durchführung und zu einem Gewinn für alle Beteiligten machen.